5. Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde Gott sein, und er wird mein Sohn sein ...
Guten Morgen, verehrte Hörerinnen und Hörer.
Sind Sie ein Siegertyp? Sind Sie jemand, der im entscheidenden Moment die Nase vorn hat? Der weiß, worauf es ankommt und dem scheinbar alles in den Schoß fällt? Einer, der mit strahlendem Siegerlächeln mal wieder auf dem obersten Treppchen steht?
Mit einigem Jugendlichen, denen die Frage auf der Seele brannte, wofür sich wirklich zu kämpfen und zu mühen lohnt, habe ich mir vor einigen Wochen einen alten Film angesehen, der seinerzeit mit mehreren Oskars ausgezeichnet worden war: „Die Stunde des Siegers“.
Der Film erzählt die Geschichte zweier Läufer: Harald Abraham und Eric Liddell, beide Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von Paris 1924. Beide verbindet der Wille, schnell zu sein, zu gewinnen, zu siegen, aber ihre Motivation könnte verschiedener nicht sein:
- für den einen ist es eine Frage auf Leben und Tod, die Auseinandersetzung mit sich selbst, seiner jüdischen Herkunft: sich selbst und der ganzen britischen Nation zu beweisen, daß er gut ist, besser und schneller als die gesamte Konkurrenz.
- Der andere gehört zu einer christlichen Missionsgesellschaft und ist für die Mission irgendwo in China bestimmt.
Der Film schildert die innere Auseinandersetzung dieses jungen Mannes, der um seine Berufung weiß, und der sein Leben für Gott, für die Verkündigung der Heilsbotschaft einsetzen will. Aber er erkennt auch seine Begabung und entdeckt darin die Handschrift Gottes: „Ich liebe Gott, aber Gott hat mich auch schnell gemacht“, und so läuft er, um mit seinen Beinen Gott die Ehre zu geben.
„Wer siegt,“ so die Verheißung Gottes im letzten Buch der Bibel, ein Leitwort auch für die Gebetswoche um die Einheit der Christen: „Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn (resp. meine Tochter) sein ...“
Auch bei meinem Lebenslauf geht es darum, anzukommen, zu gewinnen, zu siegen, daß ich den Sinn meines Lebens finde, ein Ziel, das aller Anstrengungen und Mühen wert ist.
Das muß ich nicht als erster und nicht als bester. Ja es geht gar nicht darum, daß ich der Konkurrenz davonlaufe. Im Gegenteil. Ziel ist vielmehr, daß alle ankommen, daß alle siegen. - und insofern empfiehlt sich der biblische Aufruf zum Siegen tatsächlich auch für den gemeinsamen Lauf der Christen ... Denn es zu wenig, wenn nur ich, wenn nur wir bei Gott ankommen. Bei dem Lauf unseres Lebens wird es gerade darauf ankommen, nicht gegeneinander anzutreten, sondern miteinander zu laufen, sich gegenseitig zu ermuntern und mitzuziehen, damit wir in der Stunde des Siegers nicht allein sind und das eigentliche Ziel verpassen.
Im erwähnten Film gehen schließlich beide Läufer als Sieger durchs Ziel, jeder mit seiner Lebensperspektive. Der Abspann gibt Auskunft über den weiteren Lauf, den jeder genommen hat. Der eine, Harald Abraham, stirbt hochbetagt am Ende eines verdienstvollen Lebens, ein geschätzter Rechtsanwalt und Senior der britischen Sportler. Der andere, Eric Liddell, bricht bald nach seinem sportlichen Erfolg nach China auf und stirbt als Missionar gegen Ende des 2. Weltkriegs fernab der Heimat. Der Film läßt ahnen, daß sein Leben sinnvoll und erfüllt gewesen ist.
Das wünsche ich auch Ihnen und mir - nicht nur an diesem Tag.