Gott suchen – und finden (Augustinus)
Komm du Heiland aller Welt! - so klingt es wieder in den Kirchen und Gemeinden, auf Weihnachtsmärkten und in Adventskonzerten. Manch einen mag diese strenge, eindringlich flehende Melodie noch an Schulzeiten erinnern, an Kommunion- oder Konfirmandenunterricht.
Komm, du Heiland aller Welt!, die Worte dieses alten Kirchenliedes aus dem 4. Jahrhundert ziehen sich wie ein Refrain und Endlosreim durch die Geschichte der Menschheit, seit über 1600 Jahren: Komm, Gott! Wir warten darauf, dass du dich zeigst; dass du helfend und rettend eingreifst. Komm, dass wir erkennen, von innen her verstehen können, wer du bist, was du für uns bedeutest.
Natürlich wissen wir: Gott ist schon gekommen, angekommen in unserer Welt und Geschichte. Weihnachten erinnert daran, dass der Himmel die Erde berührt. Aber es ist ein Unterschied, ob ich im Glauben weiß, dass Gott einmal, vor 2000 Jahren in diesem Kind in der Krippe Mensch geworden ist, oder ob ich heute mit meinen Sinnen spüren und mit meinem Denken erahnen kann, dass es Gott gibt, nicht irgendwo fern im Himmel, sondern hier, bei mir, in all dem Durcheinander meiner oft so kleinen, engen Welt.
Unruhig ist unser Herz, bis es Heimat findet in Dir, so beschreibt Augustinus das Ende seiner langen Suche. Auch seine fromme Mutter Monika konnte nicht verhindern, dass er als Jugendlicher ein ziemlich ausschweifendes Leben führte – Erlebnisgesellschaft im 4. Jahrhundert; dass er schließlich in den Fängen einer Sekte landete.
Er war bereits Professor in Mailand, als er Ambrosius, den damaligen Bischof kennen lernte. Dieser Mann beeindruckte ihn zutiefst, und so stieß er, von ihm angeregt, eines Tages auf ein Bibelwort, das seinem Leben die entscheidende Wende gab: Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag ... ohne Unzucht und Ausschweifung (Röm 13,13). Er sah wie in einem Film sein bisheriges Leben an sich vorbei laufen - und er wusste mit einem Mal, dass er das ändern wollte. Von Grund auf. Augustinus ließ sich taufen, legte alle seine Ämter nieder, wurde schließlich sogar Priester, bald darauf Bischof. In seinen Bekenntnissen lässt er die Scham über die verpfuschten Jahre seines Lebens durchblicken, aber auch die tiefe Dankbarkeit über die Wende, die sein Leben schließlich genommen hat: Spät habe ich begonnen, dich zu lieben, o Schönheit, alt und ewig neu. Du hast gerufen und geschrieen und meine Taubheit durchbrochen.
Veni Redemptor hominis! Komm du Heiland aller Welt!
gut möglich, dass schon Augustinus dieses Kirchenlied mitgesungen hat; es stammt von Ambrosius, seinem geistlichen Mentor und Freund. Für Augustinus hat sich dieser flehentliche Ruf (des Advent) erfüllt. Er hatte lange gesucht und gefunden.