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Im Zeichen des Nashorns

Kolumne

Etwas ratlos stand Imre vor dem neuen Dortmunder Wappentier, dem geflügelten Nashorn. Ein Adler im Wappen einer freien Reichsstadt, unter Umständen auch ein Bär – aber ein Nashorn? Das Symboltier der Dortmunder Philharmonie hatte es unseren ungarischen Gästen angetan, nicht nur als Fotoobjekt. Ein dickhäutiges, unförmiges Tier, tapsig und ziemlich blind, aber mit einem phantastischen Gehör, empfänglich für Ober- und Zwischentöne, für atmosphärische Schwingungen noch über Entfernungen hinweg. 

Auf Einladung der Kommende waren auch diesmal aus Alba Julia auch angehende Priester gekommen, um die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen hier kennen zu lernen und von dem Miteinander in Kirche und Gesellschaft zu lernen: Begegnung auf Augenhöhe, Partnerschaft im Zeichen des Nashorns. Denn auch im richtigen Leben kommt es ja nicht unbedingt auf äußere Schönheit an. Da geht es vielmehr um innere Werte, z.B. um die Fähigkeit zu hören, zuzuhören, hinzuhören, Zwischentöne wahrzunehmen, auf Gehörtes eingehen, reagieren zu können ...

Wenn die Sprache die Quelle aller Missverständnisse ist, dann hatten unsere rumänischen Gäste dem Dortmunder Nashorn abgelauscht, dass man selbst dann sich verstehen kann, wenn man nicht die Sprache des anderen spricht. Dass es darauf ankommt, auf den Klang der Worte zu achten: ob sie freundlich sind und ehrlich gemeint, ob sie drohend und fordernd klingen, gütig oder streng.

Der Ton macht die Musik, und so wird das Bild des Dortmunder Nashorns unsere Gäste, so vermute ich, noch weiter begleiten, verbunden mit der Ahnung, dass Verständigung auch ohne Worte möglich ist, und dass einem dabei sogar Flügel wachsen können.