Priester aus Passion „Hoffe auf den Herrn und sei stark!“ (Ps 27,14)
Was für Priester braucht das Land?
Als Kind hat mich immer die Erzählung von Gideon beeindruckt, der im Kampf gegen die Midianiter auf Gottes Geheiß einen Großteil der Leute nach Hause schickt. „Wer sich fürchtet und Angst hat, soll umkehren.“ (Ri 7,3) Weil immer noch zu viele bleiben, werden die Gottesstreiter selbst auf ihre Trinkgewohnheiten getestet und danach ausgesiebt. Gott selbst nimmt die Heerschau ab und mustert seine Krieger. „Von wem ich sagen werde: Er soll mit dir gehen!, der soll mitgehen, und jeder, von dem ich zu dir sagen werde: Dieser soll nicht mit dir gehen!, der soll nicht mitgehen.“ (Ri 7,4). So bleibt von den 30.000 Kriegern nur eine Eliteeinheit von 300 Mann übrig – jene Truppenstärke, mit der Gott seine Macht und Größe unter Beweis stellen will.
Wenn vom Priestermangel die Rede ist, und das ist in letzter Zeit ziemlich oft der Fall, dann kommt mir gelegentlich jene „Wahnsinnstat“ Gottes in den Sinn. Kann es sich Gott überhaupt leisten, in dieser Zeit auf potentielle Priester zu verzichten, wo doch angesichts der schleichenden Auflösung des christlichen Abendlandes jeder Mann gebraucht wird? Die Antwort ist schlicht: Er kann. Als Regens eines Seminars, das – jedenfalls zahlenmäßig – schon bessere Zeiten erlebt hat, muss ich mir dagegen die bange Frage stellen: Was für Priester braucht unser Land? Nach welchen Kriterien sucht Gott heute seine Streiter aus, durch die er seine Macht und Stärke vor der Welt erweisen will?
Auf Gott hoffen
Spiritualität und Kommunität
Es ist nicht unbedingt Körperkraft, die heute – anders als in Gideons Kampfverband – den Ausschlag für die Erwählung gibt. Ja, wen Gott in seinen Dienst ruft, der kann sich sogar als ausgesprochen schwach erfahren – und er befände sich damit in bester Gesellschaft. Davon sprechen Berufungserlebnisse wie die eines Jeremia: „Ich bin ja noch so jung“ (Jer 1,6), eines Petrus: „Geh weg von mir, ich bin ein Sünder!“ (Lk 5,8); eines Paulus: „deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, denn wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2 Kor 12,10). Stärke ist offenkundig nicht gerade ein Berufungskriterium für den priesterlich-prophetischen Dienst. Eher schon die Frage von Neigung und Eignung, aber auch der Anfrage durch die Kirche wie der subjektive Eindruck, von Gott unmittelbar angegangen und zu einer persönlichen Antwort herausgefordert zu sein. Die Totalität des Anspruchs steht im Vordergrund, nicht die Potentialität möglicher Schwierigkeiten in der Ausübung des Berufs wie der persönlichen Lebensführung. Dies beschreibt zwar nicht exklusiv die Qualifikation für den priesterlichen Beruf, ist aber konstitutiv für die Bereitschaft, sich Gott zum Dienst in und an der Kirche zu weihen. Im Vertrauen auf Gott und seine Stärke kann es der Weihekandidat riskieren, sich im wortwörtlichen Sinn „aus der Hand“ in die Hände des Bischofs, der Kirche, letztlich Gottes, zu geben; und er wird in der Weiheliturgie mit dem Zuspruch entlassen: „Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat!“ - will sagen: Gott ist der Souverän; in seiner Kraft und Stärke ist auch unser Wollen und Vollbringen gehalten. „Hoffe auf den Herrn!"
Vor jeder funktionalen Beschreibung priesterlichen Dienstes, mithin auch der Abfrage notwendiger Kompetenzen und Qualifikationen, steht die personale Weihe an Gott. Das heißt aber auch: vor der Verrechnung jeder Gabe und Begabung, die der Priester für seinen Dienst einbringen kann und soll, steht die Gabe des eigenen Lebens selbst. Bei allem, was der Priester tun oder lassen soll, gilt es bewusst zu halten, dass er sich bereits verschenkt hat: der Priester – ein verschenkter Mensch, von Gott gerufen, um sich „an ihn zu verschenken und von ihm verschenkt zu werden an die Welt, an den Vater, an die Schwestern und Brüder:“ Nur wenn der Priester zuvorderst ein Geistlicher ist, wird er seine eigene Berufung und die damit gegebene Existenzform auch verstehen und erfüllend leben können. Seine persönliche Spiritualität ist wie der Notenschlüssel zu jener Melodie, die dann in der je eigenen Mundart in den je unterschiedlichen Tonarten des Lebens gesungen wird. Die unterschiedlichen geistlichen Lebensäußerungen: Betrachtung und persönliches Gebet, die tägliche Eucharistie und das den profanen Tag rhythmisierende Gebet der Kirche, der je neu sakramental zugesprochene Neuanfang … sind gleichsam Notenlinien, zwischen denen die jubelnden und klagenden Töne, das Adagio wie das Allegro der eigenen Lebenswirklichkeit wie der pastoralen Wirksamkeit ihren Platz haben.
Auch die zölibatäre Lebensform ist erst auf dem Untergrund einer persönlichen Spiritualität verstehbar und lebbar. Wie will jemand, der nicht zölibatär lebt und dem der spirituelle Verstehenshintergrund dieser Lebensform verschlossen ist, darüber urteilen? Ich kenne in meiner zehnjährigen Regententätigkeit keinen Weihekandidaten, der sich nicht sehr bewusst und dezidiert für die zölibatäre Lebensweise entschieden hat, und junge Priester verwahren sich entschieden dagegen, ob ihrer Lebensentscheidung bemitleidet zu werden. Mich wundert immer wieder, mit welcher Chuzpe Zeitgenossen ohne Kenntnis noch Verständnis für jenen spirituellen Lebenshintergrund gutgemeinte Ratschläge zur priesterlichen Lebensgestaltung verteilen und sich als Anwalt der Menschlichkeit verstehen. Im umgekehrten Fall wird ebenso selbstverständlich wie vehement eingefordert, dass sich des Urteils und der Einmischung zu enthalten habe, wer nicht selbst am eigenen Leib die Intensität menschlicher Liebesbeziehung erfahren hat. Natürlich muss sich auch der, der um des Himmelreiches willen auf Ehe und Familie verzichtet (vgl. Mt 19,12), mit der Frage der Einsamkeit auseinandersetzen. Doch auch wer sich - wie explizit in der Weiheliturgie – „aus der Hand“ gibt, muss deshalb nicht allein sein.
„Hoffe auf den Herrn und sei stark!“ Diese Aufforderung des Psalmisten liest sich auch für den zölibatären Priester keineswegs als besonders subtile Form der Autosuggestion und versteht sich nicht als Vertröstung für Schwächlinge und vom Leben Betrogene. Der tonangebende Psalm ist vielmehr als Chorsatz geschrieben: gesprochen und gesungen im Chor der „Ja-Sager“: all jener, die sich in gleicher Unbedingtheit Gott und der Kirche zur Verfügung gestellt haben und durch die Weihe in das Presbyterium um den Bischof eingegliedert worden sind. Insofern ist priesterliche Existenz nicht solistisch, sondern symphonisch, und es bedarf entsprechender Strukturen, damit diese communiale Grundstruktur priesterlicher Existenz auch realisiert werden kann. Freundschaften, Priestergemeinschaften und andere Formen gemeinschaftlichen Lebens (vita communis) unter Priestern, aber auch mit Menschen in der Gemeinde sind daher keine Konzession des Bischofs an einen schwächlichen, weil allein nicht mehr lebensfähigen Klerus, sondern im Gegenteil notwendige Rahmenbedingungen, damit priesterliche Existenz geistlich und menschlich erfüllend gelebt werden kann.
Mut zur Schwäche
Identität und Authentizität
Das Bild des Einzelkämpfers und Elitesoldaten, in der Gideon-Geschichte zweifellos der starke Held, taugt jedoch nicht, wenn man nach den Zügen des Priesters im 21. Jahrhundert fragt. Unberührbar, unzugänglich, unbeweglich …: das sind nicht die Attribute des idealen Priesters, und Simon & Garfunkels trauriger Hero - „I am a rock“ - eignet sich schon gar nicht als Ratgeber für den, der im Namen und im Auftrag Christi ein Botschafter der Liebe Gottes für die Menschen sein will. Doch wer zum Dialogischen bereit und fähig ist, um des Interesses am anderen willen – und das scheint mir für den Priester konstitutiv zu sein -, der muss seiner selbst gewiss sein, und das bedeutet heute oft lange und schwere Arbeit.
Die Gemeinden erwarten im Priester keinen geistlichen Muskelprotz und pastoralen Alleskönner - sie sollten es zumindest nicht -, aber sie erwarten, dass der Priester „er selbst“ ist: dass er seine eigenen Stärken und Schwächen kennt und damit angemessen umzugehen gelernt hat und deshalb auch barmherzig mit den Schwächen der anderen umgehen kann. Wahre Stärke, wie wir sie dem Priester wünschen und von ihm erwarten, damit er im Gefolge des Petrus seine Brüder resp. Schwestern stärken kann (vgl. Lk 22,32), muss im Gegenteil durch das Feuer der eigenen Schwachheit hindurch gegangen sein; der muss, wie mit Gott, so auch mit sich selbst „im Reinen“ sein und erfahren haben, dass ungeachtet der eigenen Schwachheit Gott es ist, der aufrichtet und rettet und heilt: „Ich habe eigenhändig meine ganze Ohnmacht berührt, und das war Gnade. Ich habe in Glaube, Hoffnung, Liebe die Allmacht Gottes betrachtet, und auch das war Gnade.“ Da mag es für den Priester, oft genug unter dem Anforderungsdruck, Vormann und Vorbild zu sein, tröstlich sein, dass sich auch Jesus selbst keineswegs wie der antike Held mit der Aura der Unversehrtheit und Unversehrbarkeit umgeben hat, wovon der Hebräerbrief in erschütternder Offenheit schreibt: „Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“ (Hebr 4,15) Mir nötigt etwa der Priester, der seine Alkoholkrankheit angenommen und durchgestanden hat und in aller Demut, aber auch Freiheit zu seiner Schwachheit stehen kann, den allergrößten Respekt ab. Die in der pastoraltheologischen Literatur bemühte Figur des „wounded healer“ hat hier ihren existentiellen Bezug. Und wer durch die Wunde der eigenen Schwachheit hindurch gegangen ist, der darf auch mit größerer Hoffnung und Vertrauen auf Gottes Erbarmen hoffen: „Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.“ (Hebr 4,16)
Priesterausbildung fragt daher, beginnend schon mit der Eignungsdiagnostik, vor allem nach dem Entwicklungspotential des Kandidaten fragt und bietet Unterstützung (coaching) in persönlichkeits- und reifungsfördernder Perspektive an: gezielte Hilfen zur Selbstwahrnehmung, Selbstorganisation, Selbstakzeptanz …, „um die eigenen Persönlichkeitseigenschaften und das je eigene Selbstbild mit dem „offiziellen“ (bzw. faktischen) Berufsbild in Einklang zu bringen und so möglichen künftigen Belastungen rechtzeitig entgegenzusteuern“. Entsprechende Unterstützungsstrukturen braucht es aber auch jenseits der Priesterweihe, denn „gerade bei dem zunehmenden Erwartungs- und Anforderungsdruck, der auf den Priestern lastet, welcher nicht selten mit Überforderungs- und Einsamkeitssymptomen (Zulehner) korreliert, kommt dem verantwortungsvollen Einsatz sowie der Begleitung der jungen Priester gerade in den ersten Berufsjahren eine hohe Priorität zu.“ Auch dies ist keine generöse Dreingabe für eine „verweichlichte“ Generation, sondern originärer Bestandteil der Leitungsverantwortung in der Personalführung unserer Diözesen.
Stark im Namen des Herrn
Aktivität und Kapazität
„Die einen sind stark durch Wagen, die andern durch Rosse, wir aber sind stark im Namen des Herrn, unsres Gottes. Sie sind gestürzt und gefallen; wir bleiben aufrecht und stehen.“ (Ps 20,8f) Das Vertrauen auf Gott bleibt eine Lebensaufgabe und will Lebenserfahrung werden, ohne doch zur selbstgefälligen Siegerpose zu entarten. Das Bewusstsein der eigenen Schwachheit wie das Vertrauen auf Gottes Stärke verpflichtet vielmehr dazu, sich nach Kräften dafür einsetzen, dem Heilswillen Gottes mit den eigenen Stärken und Fähigkeiten zum Durchbruch zu verhelfen. Denn die gebotene „Hoffnung auf den Herrn“ soll ja keineswegs dazu verleiten, die Hände in den Schoß zu legen und die Initiative allein Gott zu überlassen. Wer hoffnungsvoll auf Gott schaut, entdeckt – vielleicht überraschend –, wie hoffnungsvoll Gott auf den Menschen schaut. Wie sollte sich alle Aktivität geistlicher Ausrichtung auf Gott nicht bündeln und transformieren lassen in die aktive Teilnahme an der Verwirklichung des Heilsplans Gottes für Mensch und Welt?! Wer die Menschen flieht, um in der Kontemplation Gott zu finden: „dein Angesicht, Herr, will ich suchen“ (Ps 27,8), der erkennt bei genauerem Hinschauen, dass Gott in Jesus Christus sein Angesicht allen Menschen zuwendet, bis zur Entfremdung seiner selbst in der Gottverlassenheit Jesu am Kreuz. Wie könnte daher jemand Christus, das Haupt, priesterlich repräsentieren, wenn er sich nicht dessen Mission, dessen Leidenschaft für die Seinen, für die jener sogar sein Leben hingibt, zueigen macht:. „Ich habe in meinem Herzen den Schmerz gespürt, der dein Herz erfüllt über alle Verlassenheit, unter der die Welt leidet.“ Leidenschaft für Gott, Signum des gottgeweihten Priesters, artikuliert sich notwendig als Mit-Leidenschaft (compassion), als Mitleben der Hinwendung Gottes zum Menschen und zur Welt. Wenn Jesus Christus in seiner Liebe zu den Menschen bis in die „Gosse des Kreuzes“ (Hemmerle) herabgestiegen ist, verbietet sich daher auch für seinen Repräsentanten jeder urteilende und verurteilende Blick „von oben herab“. Wie könnte also der Priester in der Nachfolge Jesu, den selbst „ungeordnete Lebensverhältnisse“ etwa der Frau am Jakobsbrunnen (vgl. Joh 4,1-26) noch die Zudringlichkeit des Zachäus (Lk 19, 1-10) oder die Bitte des heidnischen Hauptmanns (Mt 8, 5-13) nicht geschreckt haben, Berührungsängste haben oder Abwehrmechanismen entwickeln? Ihm müsste es vielmehr angelegen sein, dass die Menschen sich gleichfalls voller Hoffnung Gott zuwenden, um in seiner Zuwendung zu ihrer wahren Größe und Würde aufgerichtet zu werden. Wo das geschieht, auch durch die aktive Präsenz des Priesters (und in seiner priesterlichen Vollmacht), kann er mit Jesus sagen: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden!“ (Lk 19,9).
Bevor daher die Heldentat Gideons und seines Sonderkommandos zum Paradigma heutigen Priesterseinsatzes und zum Heilmittel gegenwärtiger Berufungspastoral (v)erklärt wird, wäre allerdings zu bedenken, dass Jesus selbst jedem potentiellen „Nachfolger“ empfiehlt, nüchtern die Mittel zu berechnen und gut abzuwägen, ob er sich “mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellt, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt“ (Lk 14,31). So richtig es also ist, sich nicht auf „Rosse und Wagen“, auf Konzepte und Strategien, Methoden und Techniken … abzustützen: Im Namen Gottes gilt es auch stark zu sein und die eigenen Stärken und Kapazitäten, Profession und Charisma, im Sinne des Heilsauftrags zu nutzen. Insofern wäre es fatal, im Sinne einer falsch verstandenen Spiritualisierung nicht alle Möglichkeiten der Qualifizierung und des Kompetenzerwerbs ausnutzen: Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft sind Standards jeder pastoralen Aktivität. Aber Anforderungen hinsichtlich Organisation und Zeitmanagement, Delegation und Leitung etc. sind nicht erst ein Symptom der Pastoral im Medienzeitalter. Schon die Apostel mussten mühsam den Umgang mit der bedrängenden Fülle an Aufgaben und Erwartungen lernen. Davon berichtet eine der Schlüsselszenen urkirchlicher Ämterteilung, die allerdings meist nur auf den Diakon hin gelesen wird. Dabei steht im Vordergrund die Erfahrung der Überforderung: der pastorale „Stress“, keinen bei den konkreten Hilfeleistungen zu übersehen, jedem in seiner Not und mit seinem Anliegen gerecht zu werden. Die pastorale Bedrängnis der „Zwölf“ fordert zu einer Entscheidung heraus: „Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen.“ (Apg 6,2)
Und die dann vorgenommene Korrektur in der Ämterfrage wäre gründlich missverstanden, wenn die konkrete Sorge für die Witwen und Armen gegenüber der Wortverkündigung und dem Gebet als zweitrangig gewertet oder, schlimmer noch, die Maßnahme der „Zwölf“ beargwöhnt würde, als seien sie sich für den konkreten Bruder- resp. Schwesterdienst zu schade und zögen sich auf den geruhsameren Teil der Nachfolge in Gebet und Belehrung zurück. Das Gegenteil ist der Fall. Aber in der konkreten Beanspruchung ist Leitungsverantwortung gefordert: die Hilfe zu organisieren, damit sie angemessen stattfindet, und sie zugleich in das geistliche Amt hineinzuholen. „Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.“ (Apg 6,3f).
So wird gerade um der Bedeutung des konkreten diakonischen Dienstes eine Delegation vorgenommen, eine Ausweitung des Amtes, um die konkrete Sorge für die Armen … nicht zu vernachlässigen und sie ins geistliche Amt hineinzuholen: „Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese beteten und legten ihnen die Hände auf.“ (Apg 6,6). Der pastorale Erfolg scheint diese Maßnahme zu rechtfertigen, auch hier steht am Ende der überwältigende Sieg Gottes und der Erweis seiner Macht und Stärke: „und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer. (Apg 6,7a).
Hoffnungsstarke Priester …
Hoffnung für unser Land?
Der Priester – ein Mann der Hoffnung? Es wäre nicht das Schlechteste, was man über einen Priester, besser: über die Priester sagen könnte, dass sie ihre Hoffnung und ihr Vertrauen auf Gott setzen. Dass sie aus der Hoffnung leben, die Gott ihnen gibt. Und dass sie die Hoffnung weitergeben, die sie – jenseits aller Vertröstung - beseelt und trägt, die sie mutig und gelassen in die Zukunft blicken, aber auch tatkräftig am Heilswerk Jesu Christi mitwirken lässt. Ich bin davon überzeugt: unser Land braucht hoffnungsstarke Priester, deren Visionen sich nicht aus Selbsterdachtem speisen und deren Stärke nicht ihre eigene Kraft beschränkt ist. Es braucht keine kampfstarke Eliteeinheit wie zu Zeiten Gideons, aber es braucht Gottesmänner, die jenseits des Zeitgeistes und über modische Trends hinaus auskunftsfähig sind: „bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen der nach der Hoffnung fragt, die … (sie) erfüllt“ (1 Petr 3,15).
Das ist es, was ich unserem Land wünsche: gottgeweihte und weltgewandte Priester, die im Wissen um die Durchsetzungskraft Gottes auch dann noch weitersehen und weitergehen, wenn andere ihren Vorrat an Hoffnung schon längst verbraucht haben. Es wäre die Einlösung einer Vision des Propheten Jesaja verheißen hat: „Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“ (Jes 40, 31)